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Historischen Schatz präsentiert

Im vollbesetzen Bürgersaal der Stadt Pfreimd konnte Peter Egerer, der Vorsitzende des Heimatkundlichen und Histrischen Arbeitskreises, besonders Bürgermeister Richard Tischler, Pfarrer P. Georg Parampilthadathil und Ehrenmitglied Hubert Amode begrüßen. Auch Bischof Rudolf Voderholzer war eingeladen gewesen, lies sich aber kurzfristig entschludigen, berichtete Egerer. Die musikalische Gestaltung übernahm die Gruppe "Saitenklang" unter der Leitung von Brigitte Hammer.

In einer Bilderpräsentation stellte Reinhard Steindl mit eindrucksvollen und detailreichen Aufnahmen die monumentale Krippe des ehemaligen Franziskanerklosters vor, die der "Stadtturm" das letzte mal im Jahr 2009 in ihrer vollen Pracht der Öffentlichkeit zugänglich machte. Die Barockkrippe mit hohem künsterlischern Wert wird in ihrem Kern auf das Jahr 1800 datiert und dem südtiroler Schnitzer Johann Nepomuk Probst zugeschrieben. Auf beachtlichen 14 Metern Gesamtlänge werden mit 248 Figuren in zehn Einzelszenen die bekannten Gegebenheiten rund um Jesu Geburt bis zu Beginn seines öffentlichen Wirkens plastisch dargestellt.

Wie im ausgehenden 18. Jahrhundert üblich, wird förmlich ein religiöses Theater prunkvoll inszeniert, um der breiten Bevölkerung, die nicht Lesen konnte, zumindest den Kern der christlichen Heilsbotschaft verständlich zu machen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass immer wieder Kleidung, Gerätschaften und Begebenheiten aus dem bäuerlichen Alltag in der Entstehungszeit auftauchen. Eine zentrale Szene bildet natürlicherweise die Geburt Christi im Stall vom Betlehem, der auf mehreren Ebenen geschickt mit dem Hirtenfeld zusammen zu einer großen Bühne für das Geschehen komponiert wurde.

Gleich in der Nähe ziehen in einer prächtigen orientalischen Prozession die Drei Könige heran um ihre Gaben zu bringen. Mit einem großen Gefolge aus zahlreichen Diener, Soldaten sowie etlichen Tieren wie Pferden, Kamelen und einen Elefanten wird volkstümlich versucht die Wichtigkeit der Geburt Jesu darzustellen. Eine absolute Besonderheit ist die Darstellung des Kindermordes von Betlehem durch den König Herodes. Zahlreiche Kinderleichen, teilweise auf drastische Art und Weise verstümmelt, liegen verstreut auf dem Boden und die geschockten Eltern taumeln zwischen ihnen herum. Hier zeigt sich eine erschreckende Parallele zur Gegenwart, denn bis heute schrecken skrupellose Machthaber vor keinem Mittel zurück, wenn sie ihre Macht gefährdet sehen.

Im Anschluss stand Hans Paulus noch kompetent Rede und Antwort zu den zahlreichen Fragen, die das sachkundige Publikum mitgebracht hatte. So wusste er zu berichten, dass die Figuren über einen längeren Zeitraum angeschafft wurden und immer wieder durch, manchmal unsachgerechte, Übermalungen der Mode der jeweiligen Zeit angepasst wurden. Der "Stadtturm" betreut im Auftrag der Stadt Pfreimd das historische Kleinod und restauriert Stück für Stück den umfassenden Figurenschatz. Ein Wermutstropfen aber bleibt: "in nächster Zukunft wird die Krippe aufgrund des enormen Platzbedarfs und Zeitaufwands beim Aufbau wohl nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können", so Paulus. Es bleibt wenigstens die hervorragende Bilddokumentation, die von Reinhard Steindl meisterhaft angefertigt wurde. Den Abschluss des Ausfluges in die Regionalgeschichte der Landgrafenstadt bildete ein Bilderrückblick auf das große Jubiläum "800 Jahre Pfarrei Pfreimd" im Jahr 2016, den Susanne Kimmerl zusammen mit Reinhard Steindl erstellt hat.